Sorten von medizinischem Cannabis: Indica, Sativa und Hybrid – was ist der Unterschied?
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September 1, 2025
Seit der Legalisierung von medizinischem Cannabis in Deutschland im Jahr 2017 können Patientinnen und Patienten mit bestimmten Diagnosen von den therapeutischen Eigenschaften dieser Cannabisblüten profitieren. Dabei spielt die Auswahl der passenden Sorte eine entscheidende Rolle für die Wirksamkeit und Verträglichkeit der Behandlung. Die Unterscheidung zwischen Indica, Sativa und Hybrid ist mehr als nur eine botanische Klassifikation – sie hat direkte Auswirkungen auf die Wirkung, Anwendungsbereiche und individuelle Verträglichkeit der jeweiligen Sorte.
Welche Cannabissorten sind verschreibungspflichtig? Diese Frage ist zentral für viele Betroffene. In Deutschland dürfen ausschließlich verschreibungspflichtige Cannabissorten durch einen Arzt auf Rezept verordnet werden. Die genaue Auswahl erfolgt anhand der Eigenschaften der jeweiligen Sorte, der Symptomatik des Patienten sowie unter Berücksichtigung des THC- und CBD-Gehalts.
Was ist medizinisches Cannabis und warum ist die Unterscheidung zwischen den Sorten wichtig?
Cannabisblüten enthalten eine Vielzahl von aktiven Cannabinoiden, darunter vor allem Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Während THC eine psychoaktive Wirkung besitzt, gilt CBD als nicht berauschend, wirkt jedoch angstlösend, entzündungshemmend und schmerzlindernd.
Die Unterscheidung zwischen den Sorten basiert primär auf ihrem Wirkungsspektrum und ihrer chemischen Zusammensetzung. In der medizinischen Therapie sind diese Unterschiede essenziell,, denn Indica-, Sativa- und Hybrid-Cannabisblüten beeinflussen Körper und Geist auf sehr unterschiedliche Weise.
Indica-Cannabisblüten: Entspannung und Schmerzlinderung
Indica-Sorten gelten als besonders beruhigend, muskelentspannend und schlaffördernd. Sie haben meist einen höheren CBD-Gehalt im Verhältnis zum THC und eignen sich daher gut für abendliche Anwendungen oder bei Zuständen, die mit innerer Unruhe, Angst oder Schmerzen einhergehen.
Cannabissorten, die dem Indica-Typus zugeordnet sind, werden häufig bei folgenden Indikationen eingesetzt:
-
Chronische Schmerzen
-
SchlaflosigkeitAngststörungen
-
PTBS
Sativa-Cannabisblüten: Energie und Aktivität
Im Gegensatz dazu entfalten Sativa-Sorten eine eher aktivierende und stimmungsaufhellende Wirkung. Sie enthalten oft höhere Mengen an THC, was sie wirksam bei Depressionen, Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS) oder Fatigue-Syndromen macht.
Sativa-Cannabisblüten können helfen, den Appetit zu steigern, die Konzentration zu fördern und das Energieniveau zu heben. Sie sind daher besonders für den Tagesgebrauch geeignet. In der medizinischen Anwendung werden sie unter anderem bei folgenden Beschwerden verschrieben:
-
Depressionen
-
ADS/ADHS
-
Migräne
-
Fatigue
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Appetitlosigkeit
-
Leichte bis mittlere Schmerzen
Die psychoaktive Wirkung kann bei empfindlichen Patientinnen und Patienten jedoch zu Unruhe oder Nervosität führen. Deshalb sind eine genaue Dosierung und ärztliche Verschreibung besonders wichtig.
Hybrid-Cannabisblüten: Ausgewogene Wirkung
Hybrid-Cannabisblüten kombinieren Eigenschaften von Indica und Sativa. Sie werden gezielt gezüchtet, um bestimmte therapeutische Effekte zu verstärken oder Nebenwirkungen zu minimieren. Manche Hybride sind ausgewogen, andere tendieren in Richtung eines der beiden genetischen Pole. Verschreibungspflichtige Cannabissorten, die dem Hybrid-Spektrum zugeordnet sind, eignen sich ideal für Patientinnen und Patienten mit komplexeren Krankheitsbildern, bei denen eine einseitige Wirkung nicht ausreicht. Sie kommen zum Beispiel bei folgenden Indikationen zum Einsatz:
-
Epilepsie
-
PTBS
-
Schmerzsyndrome, die wechselhafte Symptome zeigenKrebserkrankungen, insbesondere bei wechselnder Symptomlast
Vergleichstabelle Cannabisblüten: Indica vs. Sativa vs. Hybrid
Eigenschaft |
Indica-Cannabisblüten |
Sativa-Cannabisblüten |
Hybrid-Cannabisblüten |
Typische Wirkung |
Körperlich entspannend, beruhigend, schlaffördernd |
Geistig aktivierend, stimmungsaufhellend, konzentrationsfördernd |
Kombination beider Wirkprofile |
Empfohlene Tageszeit |
Abend/Nacht |
Morgen/Tag |
Flexibel, abhängig vom Verhältnis |
THC/CBD-Verhältnis |
Eher höherer CBD-Anteil |
Häufig hoher THC-Anteil |
Ausgewogen oder gezielt kombiniert |
Medizinische Einsatzgebiete |
Schmerzen, Schlafstörungen, PTBS, Onkologie, Sklerose |
Depression, ADS, Appetitmangel, Migräne |
Epilepsie, Krebs, Angststörungen, komplexe Schmerzsyndrome |
Nebenwirkungen |
Sedierung, Schläfrigkeit |
Nervosität, Unruhe |
Variabel, abhängig von Genetik und Dosis |
Cannabis Rezept notwendig? |
Ja verschreibungspflichtig |
Ja verschreibungspflichtig |
Ja verschreibungspflichtig |
Wie wählt man die richtige Sorte Cannabisblüten für die Behandlung?
Die Wahl der geeigneten Cannabissorte sollte immer in Absprache mit einem Arzt erfolgen. Die Entscheidung hängt von der Diagnose, der gewünschten Wirkung und dem bisherigen Verlauf der Therapie ab. Auch die individuelle Reaktion auf Cannabinoide spielt eine wichtige Rolle. Manche Patientinnen und Patienten sprechen besser auf CBD-reiche Indica-Sorten an, während andere die aktivierende THC-Wirkung von Sativa bevorzugen. Cannabissorten zur medizinischen Anwendung werden von spezialisierten Ärzten verschrieben, die den Gesundheitszustand sowie die Symptomatik umfassend beurteilen. In Deutschland sind alle medizinischen Cannabissorten nur auf ärztliche Verschreibung hin erhältlich,, was die Sicherheit und legale Anwendung gewährleistet.
Wer mit medizinischem Marihuana behandelt wird, sollte sich regelmäßig medizinisch begleiten lassen, die Dosierung genau einhalten und sich über mögliche Nebenwirkungen aufklären lassen. Auch die korrekte Lagerung der Cannabisblüten trägt zur Wirksamkeit und Stabilität des Präparats bei.